Sportliche Leiterin im Porträt: Heike Schramm arbeitet seit zweieinhalb Jahren als Sichtungstrainerin beim SSV Gera.
Gera, 22.02.2013

Eigentlich nichts Besonderes, als das man der Sache eine größere Bedeutung beimessen müsste. Und doch brachte eine der kürzlich durchgeführten Beratungen mit den Trainern beim SSV Gera 1990 e.V. etwas Brisantes zu tage. Es ging um Vertrauen und die Kultur im gegenseitigen Umgang miteinander, als Heike Schramm plötzlich einwarf, dass sie sich hier im Verein wohlfühlt. „Ich arbeite gern hier im Verein. Das Umfeld stimmt. Die Rahmenbedingungen, abgesehen von der maroden Radrennbahn, sind ausgezeichnet und haben sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Außer vielleicht in Erfurt, gibt es in Thüringen keinen Radsportverein, der da mithalten kann. Ich kann mir nicht vorstellen, in einem anderen Verein als hier in Gera zu arbeiten.“ Es klang wie eine Hommage auf einen der erfolgreichsten bundesdeutschen Radsportvereine.

Heike Schramm: "Ich kann mir ein Leben ohne Radsport nicht vorstellen." Seit Juni 2010 arbeitet die in Suhl geborene Heike Schramm, die ihren Heimatort mit Rohr bei Meiningen angibt, als Sichtungstrainerin beim SSV Gera. „Ich hatte mich auf die vom Thüringer-Radsportverband ausgeschriebene Stelle beworben, wollte so mein Hobby zum Beruf machen“, erzählt die heute 27-Jährige.

Vor 15 Jahren fand sie zum Radsport, meldete sich beim RSV Blau-Weiß Meiningen an und erlernte bei Dietmar Scheibe, heute TRV-Vizepräsident Leistungssport, das ABC des Radsports. „Ich weiß noch wie heute, es war 1997. Jan Ullrich gewann die Tour de France. Immer wenn ich von der Schule nach Hause kam, schaltete ich den Fernseher ein und verfolgte jede der Tour-Etappen. Da stand für mich fest: Das will ich auch machen!“, erinnert sie sich. Sportbegeistert war sie schon immer, nur selber Sport treiben, war bis dahin nicht ihr Ding. Dabei hatte sie doch in ihrem Vater ein Vorbild: 1985 DDR-Studentenmeister über 5.000 m und 10.000 m und im Marathon unter 2:30 Stunden.

Auch die im Verlauf ihrer aktiven Laufbahn gezeigten Leistungen können sich durchaus sehen lassen: 2003 Platz 5 im Bundesliga-Gesamtklassement, Rang vier beim Bundesligarennen in Berlin, 4. Platz bei den Deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren und Berufung in die Nationalmannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer. 2004 trug sie sich in der Nachwuchs-Gesamtwertung auf Rang drei der Frauen-Bundesliga in die Ergebnisliste ein. 2005 belegte sie mit dem Team Euregio Egrensis Platz zwei in der Mannschafts-Gesamtwertung. Komplettiert wird ihre sportliche Bilanz durch zahlreiche Landesmeistertitel sowie Starts bei Weltcuprennen.

2006 hängte sie dann das Rennrad an den sprichwörtlichen „Nagel“, konzentrierte sich auf ihr Studium der Ernährungswissenschaft und 2007 stieg sie als ehrenamtliche Trainerin beim RSC Jena ein, wo sie anfangs die Aktiven in der U13, später dann in der U15 betreute. „Ich war von kleinauf radsport-verrückt. Als Trainerin kann ich meine Erfahrungen an Jüngere weitergeben, ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. Beim Sport können sie Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Mut entwickeln, Selbstbeherrschung lernen. Die Arbeit ist nicht immer leicht, aber sie macht mir sehr viel Spaß. Ich hoffe, dass es mir gelingt, so ein Stück der Faszination Radsport weiterzugeben. Ich selbst kann mir ein Leben ohne den Radsport nicht vorstellen“, erzählt Heike Schramm, die dafür auch den Weg von ihrem Hauptwohnort Weimar nach Gera auf sich nimmt.

Vieles hat sie in den zweieinhalb Jahren in Gera schon mit bewegt. Ihre Hausarbeit zum Erwerb der A-Trainerlizenz hat sie zum Thema „Die Sichtung in Thüringen am Beispiel des SSV Gera 1990 e.V.“ geschrieben. Neben den obligatorischen Sichtungen und Hospitationen in den Schulen, organisierte sie zahlreiche Ferienfreizeitmaßnahmen, Bike-Camp, Ski-Lager, zeichnet verantwortlich für den Geraer Tag des Radsports um den Olaf-Ludwig-Pokal, ist Sportliche Leiterin bei der Ostthüringen Tour und hat den „Fahrradführerschein“ initiiert. Darüber hinaus betreut sie beim SSV Gera die Altersklasse U15, arbeitet zwei Tage in der Woche beim SV Jena-Zwätzen und ist Mitglied im TRV- Hauptausschuss als Frauen- und Mädelwartin.

„Ich freue mich, wenn meine Arbeit Früchte trägt, meine Sportler Erfolg haben und ich merke, dass bei den Sportlern der „Groschen fällt“, sie auf einmal mitbekommen, dass das, was der Trainer erzählt, im Endeffekt auch funktioniert“, so Heike Schramm, die sich aber auch darüber ärgert, wenn sie bei Wettkämpfen merkt, nicht alles richtig gemacht zu haben, wenn ihre Sportler gegeneinander fahren oder gar das „Handtuch werfen“ und nicht zuletzt ärgert sie sich auch über die Unehrlichkeit mancher Menschen.   (rs)




    << zurück zur Übersicht

22.02.2013 - www.ostthueringentour.de